Klaus Pflieger als Generalstaatsanwalt von Stuttgart offiziell verabschiedet
Datum: 16.09.2013
Kurzbeschreibung: Justizminister Rainer Stickelberger: "Die Leistung von Klaus Pflieger verdient hohen Respekt, Anerkennung und vor allem Dank."
Nach zwölf Jahren als Generalstaatsanwalt in Stuttgart ist Klaus Pflieger mit einer Feierstunde am Montag (16. September 2013) offiziell verabschiedet worden. Justizminister Rainer Stickelberger würdigte den 66-Jährigen als „scharfsinnigen Ermittler und einfühlsame Führungskraft“. „Seine Leistung verdient hohen Respekt, Anerkennung und vor allem Dank“, so Stickelberger. Pflieger war bereits Ende Juni in den Ruhestand getreten. Sein Nachfolger als Generalstaatsanwalt ist Achim Brauneisen, der zuvor als Abteilungsleiter im Justizministerium tätig war.
Der Justizminister wies auf die vielen Berührungspunkte zu den Geschehnissen um die „Rote Armee Fraktion“ (RAF) hin, die Pflieger im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit erlebt hatte: Sei es in Stuttgart, wo er als Mitglied eines Ermittlerteams die Suizide der RAF-Mitglieder in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim untersuchte, sei es beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe, wo er unter anderem die Ermittlungen in zahlreichen Verfahren gegen Mitglieder der zweiten Generation der RAF führte. „Als Experte für die Geschichte der RAF ist Klaus Pflieger bundesweit gefragt. Allein mit seinen Vortrags- und Autorentätigkeiten könnte er einen durchschnittlichen Terminkalender problemlos füllen“, stellte Stickelberger fest. Darüber hinaus zeichnete Klaus Pflieger während seiner Zeit bei der Generalbundesanwaltschaft auch verantwortlich für die Aufklärung der rechtsextremistisch motivierten Brandanschläge in Mölln und auf die Lübecker Synagoge.
Doch auch über die Ermittlertätigkeit hinaus habe er
sich verdient gemacht. Als Beispiel nannte der Minister die
Gründung des bundesweit ersten Hauses des Jugendrechts in
Stuttgart-Bad Cannstatt, die in die Amtszeit Pfliegers als
Leitender Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart
fiel. „Ein neuer, kreativer und intelligenter Weg zur
Bekämpfung der damals stark ansteigenden
Jugendkriminalität“, wie Stickelberger betonte.
„Als Generalstaatsanwalt hat er schließlich die
Interessen der Strafverfolgung konsequent, aber stets mit dem
notwendigen Augenmaß vertreten.“ Der Minister hob hervor,
dass die baden-württembergischen Staatsanwaltschaften gut und
zuverlässig arbeiten. “Die Staatsanwaltschaften
gehören zur unabhängigen Dritten Gewalt, eine politische
Abhängigkeit darf es in unserem Land nicht geben“,
betonte er. Pflieger habe wesentlich dazu beigetragen, dass man den
Staatsanwaltschaften im Land zu Recht vertrauen könne.
Schließlich dankte Stickelberger dem scheidenden Generalstaatsanwalt nicht nur für sein außergewöhnliches berufliches Engagement, sondern auch für seinen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz im Bereich der Straffälligenhilfe.
Abschied und Neuanfang: Verabschiedung von Klaus Pflieger
als Generalstaatsanwalt und Amtseinführung von Achim
Brauneisen im Weißen Saal des Neuen Schlosses.
Weitere
Informationen: Klaus Pflieger stammt aus Stuttgart,
wo er 1947 geboren wurde. Nachdem er in Tübingen studiert und
das Referendariat absolviert hatte, trat er 1975 in den
höheren Justizdienst des Landes ein. Zunächst war er beim
Amtsgericht Stuttgart tätig, kurz darauf bei der
Staatsanwaltschaft Stuttgart.
1980 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur
Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe, ehe er 1985 die Leitung eines
Referats in der Strafrechtsabteilung des Justizministeriums
übernahm. 1987 folgte die Ernennung zum Oberstaatsanwalt bei
der Bundesanwaltschaft. Dort war er beteiligt an Verfahren gegen
verschiedene RAF-Mitglieder wie auch an den Ermittlungen zu den
Polizistenmorden an der Startbahn West des Flughafens Frankfurt,
zum Brandanschlag von Mölln und zum Brandanschlag auf die
Lübecker Synagoge.
Im Oktober 1995 wurde Klaus Pflieger Leitender Oberstaatsanwalt
bei der größten Staatsanwaltschaft
Baden-Württembergs in Stuttgart - ein Amt, das er knapp sechs
Jahre ausübte. Im Juli 2001 erfolgte die Ernennung zum
Generalstaatsanwalt.